Sonntag, 3. Februar 2013

sachen zum lachen...

darf krebs lustig sein?
weiß nicht, aber er ist es manchmal, ich zeige es ihnen anhand zweier beispiele aus der REHA:

lach-fall 1:
frau (brustkrebs) entschließt sich schweren herzens vor der chemo die haare gleich ratzofatzo ab zu rasieren. gute entscheidung, selbstbestimmung ist schön und wichtig.
das macht die ortsansässige, geschulte "krebs-friseurin", nämlich die, die auch die perücken für die armen krebsler und ihr kahles haupt anfertigt.und die macht das auch noch zu hause, also gewohnte umgebung, hausbesuch, alles gut.
frau sitzt also daheim, tränenüberströmt, friseurin gibt ihr bestes an einfühlsamkeit während der rasierer unablässig rattert und summt und gnadenlos eine bahn nach der anderen durchs dichte haar zieht. doch plötzlich mag er nicht mehr. rasiererstreik. (verständlich, echt ein scheißjob eigentlich!?).
friseurin? panik. kein zweiter rasierer im haus. frau? kurz panik, dann lachanfall.
die friseurin packt kurzerhand die lachende patientin ein, eilt mit ihr zum nächsten friseurgeschäft, so rauschen die beiden durch die straßen eines kleinen ortes:
friseurin mit panischem blick und angstschweiß, brustkrebs-frau mit duschhaube am kopf und halber wehender mähne hinten nach...
ich habe tränen gelacht! brustkrebs-frau auch!

lach-fall 2:
mann (leukämie) von der sorte harter rocker muss zur chemo. harter rocker soll heißen motorrad-gang und lange haare.
wie war das? selbstbestimmung ist schön und wichtig! - führt aber manchmal auch nicht zum gewünschten erfolg, siehe lach-fall 1...
naja gut, also. da kann man oft zwanzig mal vorgewarnt werden das die blöden haare ausgehen werden, glauben tut man(n)s erst wenns soweit ist.
und ist doch schön wenn man dabei auch noch lachen kann:
leukämie-mann geht nach der chemo quietschfidel shoppen ins burgendländische outlet. jetzt burgenland, prinzipiell schön dort, aber flaaaaach und deshalb viel wind.... (na, ahnen sie schon was?):
mann spaziert mit seinen taschen voller rocker-gwand aus dem outlet heraus, möchte seine mähne effektvoll im wind schütteln, da passiert das unumgängliche:
der wind trägt das von der chemo geschwächte haar hinfort... die schönen langen haare werden einfach vom wind, naturgewalten grüß gott, weggepustet - pusteblume quasi.
ich habe tränen gelacht! leukämie-mann auch!

das leben bietet soviele möglichkeiten man muss sie nur belächeln!


Mittwoch, 12. Dezember 2012

klingt komisch, ist aber so...


man mag es nicht in den mund nehmen, es schmeckt komisch.  KREBS. oder ICH HABE KREBS. sieht ja sogar so geschrieben irgendwie scheußlich aus. na super, schon fühle mich wieder ein bissl erschreckt…
anfangs ist das immer so und geht jedem gleich. bei jedem mal aussprechen erschrickt man unmerklich, fast so als ob man aus versehen die wahrheit sagen würde. so als ob man zu jemanden sagt „ich mag dich nicht du stinkst!“ obwohl man das eigentlich gar nicht sagen wollte. dann möchte man sich plötzlich ganz dringend die hand vor den mund halten, die augen aufreißen und laut „upsi“ rufen. und ein bisschen verlegen kichern. macht man aber nicht, man möchte gern so tun als ob man "das alles" total lässig schafft.
coolness hilft dabei ja ungemein, einfach mal den erschreck-impuls unterdrücken – nicht das man jemanden damit erschreckt.
so tun als ob krebs haben „eh ned so schlimm wäre“. wahrscheinlich packt man es sonst selber nicht. nicht als betroffener, nicht als angehöriger.

aber irgendwann hilft alle coolness nix und man muss zugeben das krebs haben einfach schrecklich ist. furchtbar schrecklich. gibt fast nichts schrecklicheres, fast nichts erschreckenderes, nicht viel das einem mehr schrecken einflößen kann. oh schreck.
jetzt bitte nicht erschrecken: ICH HABE KREBS! und jeder darf es laut sagen, glaubt mir: irgendwann schreckts euch nicht mehr!

Sonntag, 9. Dezember 2012

schreib-blog-gade

schreibblockade. nix geht mehr. bäh.

da muss jeder mal durch und das geht so:
gedanken schwirren, fangen, nicht ordnen können, schublade klemmt. mühselig, kraft verschwenden, irgendwann aufgeben, gedanken wie kleine flieger surren lassen, bissl dösen, sabbern, schmatzen, aber nicht ruhen können.
nächste station: zornig werden, die surren ja doch recht laut hier, was ist denn das, muss das jetzt sein, wir sind ja hier nicht am flugplatz, hallooo???
aaaaber, schnell wieder lassen weil zornig doch eigentlich blöd ist und sich dann einreden: ich wollt eh gar nicht mehr. schmoll. wollte nicht schreiben, nicht krank sein, nicht an krebs denken, nicht hinschauen.
so geht das nämlich auch: etwas unkontrolliert über einen hereinbrechendes als gewollt zu betrachten damit es nicht mehr so zornig macht. also: "super, endlich schreibblockade, wollt ich eh schon lang, halloooo, grüß dich, komm rein setz dich hin willst du kaffee oder tee? bier ist leider alle ich hätte höchstens noch nen wodka, nee... ist leider auch alle, wie war die fahrt?!" (frei nach die sterne - tourtagebuch).

irgendwann schleicht sich aber auch die blockade. weil sie merkt das man sich nicht mehr an ihr reibt. das mag sie nicht, also schleicht sie sich wo anders hin, so dass man es nicht merkt. keine abschiedsszenen mit winkenden, angeschnäuzten taschentüchern und telefonnummern austauschen - sie verschwindet einfach so über nacht.
plötzlich hat man wieder platz. für krebs, bisschen krank sein, feiern, nachdenken, bisschen gesund sein, lachenweinenkichernärgernschmunzeln...
also los!

PS: die schreibweise des worts "schnäuzen" musste ich jetzt auch erstmal suchmaschinieren... frau blockade hat ihre spuren hinterlassen.

Samstag, 12. Mai 2012

schluchzen mal anders.


von der radioaktivität merke ich bloß am ersten tag ein bisschen übelkeit. könnte aber auch am pampenessen gelegen haben, schließlich wurde dieses schon während dem OP-krankenhausaufenthalt als mein persönliches kryptonit enttarnt. kotz die wand an. 
und dann heißt es warten. darauf das die strahlung wieder unter die erlaubten grenzwerte sinkt. also warte ich und versuche anzeichen zu deuten. fallen mir die haare aus? wachsen meine zehennägel schneller? leuchte ich? ich wache jede nacht mehrmals auf und bin mir tatsächlich sicher das ich leuchte. kucke mir ungläubig meine hand an, einmal leuchtet sie ein bisschen rot. ich bin mir sicher!
 
ich komme nach hause - es kommt mir vor als ob ich wochenlang weggewesen wäre, höllenqualen gelitten hätte und nun zu hause misstrauisch alle ecken beschnüffle um mich wieder zurecht zu finden.
dabei waren es 4 tage in denen radioactivegirl gelebt hat wie im hotel. kaffee und keksteller aufs zimmer, frühstück im bett, wünsche wurden von den augen abgelesen. ich habe ein schlechtes gewissen anderen kranken gegenüber die noch viel länger und stärker krank sind als ich. und doch bin ich total krankenhausgesättigt und bemitleide mich selbst als gäbs keine steigerung mehr. man gönnt sich ja sonst nichts...

entlassen wegen guter führung. die umwandlung von radioactivegirl ist vorerst abgeschlossen. die radioaktiven superkräfte scheinen sich voll entwickelt zu haben, letzte tests werden durchgeführt deren ergebnisse bald zeigen werden ob der unermüdliche kampf erfolgreich war oder nicht. währenddessen begnüge man sich bitte mit dem ersten befund des röhrenliegens, der kommt per post. ich kämpfe mich durch 3 seiten medizinisches wirrwarr und dann finde ich ihn, den wichtigen satz: in den restlichen körperregionen keine weiteren pathologischen hypermetabolen läsionen nachweisbar.

kurze zeit später sitze ich laut schluchzend auf der couch, mit einem päckchen in der hand.
und nein, ich schluchze nicht weil ich traurig bin. und nein, das päckchen macht zwar freude, aber sooo dringend hätt ich es jetzt auch nicht gebraucht das ich dem paketlieferanten direkt um den hals falle und mit dankesreigen überschütte, der inhalt ist nicht wichtig.
es geht nämlich einzig um das gefühl das sich plötzlich nach einigen unglaublich tollen tagesmomenten einstellt: die erleichterung.
plötzlich ist sie da.
es reicht ein tag an dem alles gut ist: die sonne scheint, die luft flimmert, der sommer riecht als ob er für immer bleiben würde und zur krönung funktioniert auch noch jeder kleine futzl von dem man sich für heute gedacht hätte "och das wär jetzt aber mal toll...", wie z.B. "wenn heute der befund kommen würde und vielleicht sogar gar nicht so schlimm wäre, das wär aber mal toll" oder "wenn heute der alte liegestuhl mal stehen bleiben würde beim drauflegen, das wär aber mal...", oder "wenn der übriggebliebene schinken im kühlschrank jetzt auch noch genießbar wäre, das wär aber..." oder "wenn heut das päckchen kommen würde, das wär..."
und dann ist es da und ich realisiere mein glück.

liebes schicksal/karma/vorhersehung, danke für diesen moment. wirklich richtig ehrlich danke!

Donnerstag, 10. Mai 2012

und dann reduzieren wir das ganze ein...

irgendwann wird alles routine...
der hechtsprung hinter die bleimauer wenn es klopft (stand nicht in der aufnahmeinfo das einige sekunden gewartet wird bevor geöffnet wird??) und ich komme mir jedesmal vor als ob ich gerade verbotenerweise die dr. sommer seite im bravo gelesen hätte...
frühstück runterwürgen weil viel zu früh da, kaffeeplörre trinken und auf den placeboeffekt hoffen.
danach bis zum mittagessen wieder niemanden zu gesicht bekommen - klopklopf - hechtsprung - mittagessen: pampenbraten mit pampenbeilage, radioactivegirl's persönliches kryptonit...
am nachmittag ein paar runden drehen. also von fenster eins zu fenster zwei gehen und schauen was sich da so rumtreibt. die hälfte des blickfelds durch den dachvorsprung eingeschränkt wissen und sich ausmalen wie es wäre wenn frau jetzt mit spiderman befreundet wäre und somit heimlichen besuch bekommen könnte...
viel zu früh abendessen bekommen um überhaupt hunger haben zu können und danach das gefühl haben man sollte vielleicht schon ins bett gehen?

da schleicht sich das erste highlight ganz plötzlich an: "möchten sie ein bisschen auf den balkon frau b.?" aufgeregt wie ein kleines kind schreie ich "jajajaja" und hüpfe ungeduldig von einem bein aufs andere. da müssen vorher schlapfen gewechselt werden und laut piepsende schranken durchschritten werden (hab ich was geklaut??) und dann... dann stehe ich auf einem 5 qm großen frischluftkobel der von 5m hohen mauern umgeben ist. die aussicht beschränkt sich auf den himmel. die sonne scheint noch 3 cm herein, ich sitze auf klebrigen plastiksesseln, bekomme kaffee und kekse serviert und treffe eine leidensgenossin aus dem nebenzimmer - unterhaltung, konversation, kaffee, frischluft, sonne! was will das herz mehr. ich bin glücklich und zufrieden.

menschen, reduziert euch!

Dienstag, 8. Mai 2012

my mini-plastic-planet

quarantäne scheint so surreal das es schon wieder so schön skurril ist. und skurril ist radioactivegirl's lieblings.

meine badezimmer-abflüsse schreien mich an als ob ihnen jedes mal der letzte hauch seele entzogen wird wenn sie alles in sich aufsaugen. das machen die verdammt gut und schnell, manchmal habe ich angst ich werde mitgesaugt und gehe deshalb besser 3 schritte zurück beim betätigen der klospülung und hüpfe jedesmal wieder erschrocken zur seite wenn der duschabfluss mit einem ohrenbetäubenden "schlöööörp" das abwasser wegzusaugen beginnt. sicherheit geht vor... irgendwann erschreck ich mich bestimmt so das ich zurückschreie: "SELBER SCHLÖRP!" oder "SCHLÖRP OIDA!"

der laptop wurde mit frischhaltefolie umwickelt, schließlich könnte ich radioaktiv auf die tastatur rotzen. das belüftungssystem allerdings mag folie nicht so und deshalb wickle ich lapi heimlich an den belüftungsschlitzen wieder auf. nach dem händewaschen und vor dem rotzln.
das handy raschelt sich durch den toppits-gefrier-beutel an mein ohr und ich schwitze somit meinen radioaktiven plastikschweiß wenigstens nicht direkt in die simkarte rein.
ich rutsche gleich mal beim licht einschalten an der folie ab ("quietsch") und lande auf dem schwestern-klingel-knopf (auch in folie). passiert wohl dem gesichtsausdruck der schwester nach nicht das erste mal....

ich frage mich ernsthaft ob frischhaltefolie radioaktivität abhalten kann und warum dann keiner in japan folie verwendet? gibt es in japan keine frischhaltefolie oder toppits-gefrierbeutel mit verschlusssystem??
dann könnte man sich ja fragen warum keine frischhaltefolien-hilfslieferungen nach japan gegangen sind... ganze bäume einwickeln. häuser einwickeln. menschen einwickeln. frauen und kinder zuerst!
 
dazwischen wickle ich meine zitronen-zuckerl aus plastikpapier aus und trinke wie angeordnet viiiiel wasser aus dem plastikflasche. soll ja alles gut für die speichelproduktion sein und deshalb die radioaktivität schneller aus dem körper spülen.
raschelraschllutsch - schraubschraubschlürf. ein hoch auf die plastikindustrie!
ich werde das quietschen und knistern vermissen...


Freitag, 4. Mai 2012

wer hat angst vorm carzignom?

eine untersuchung die anzeigt ob der körper irgendwo noch andere metastasen oder tumore hat. das ist ungefähr so zweischneidig wie nackenfaltenmessungen bei ungeborenen kindern - will ich wissen ob ich in den nächsten jahren wieder an krebs erkranke? will ich, aber bitte nur wenn man mir sagt "nein"...
da ich aber diesmal einen wirklich netten arzt erwische der mir alles genau erklärt und dabei noch dazu zeit hat UND nett ist, lege ich mich bereitwillig in die röhre und halte brav ganz still, mache einen auf vorbildliche patientin.
es kann allerdings auch sein das mich dieses beruhigungsstamperl zuvor einfach glücklich und zufrieden gemacht hat und der arzt mir eigentlich viele schreckliche dinge erzählt hat. trotzdem mag ich diese drogen.
denn seither bin ich überhaupt stimmungsmäßig on top. wirklich! das röhren-ergebnis kommt montag. beunruhigt mich aber überhaupt nicht, es gab ja so tolle drogen!!
wahrscheinlich habe ich deshalb auch unterschrieben das ich weiß, das bei einer radiojodtherapie in 1% der fälle leukämie als nebenwirkung entstehen kann. (kann man ja auch schlecht streichen so einen satz, nicht so wie den "ich bin damit einverstanden das meine daten zu werbezwecken benützt werden"-satz. oder doch? verdammt, hätt ich mal lieber gefragt...)


klar ist, das am montag in die quarantäne einrückt wird und ich das alles als großes abenteuer sehe. wozu die menschliche psyche fähig ist um angst zu vermindern, es ist ja wirklich der hammer! dazu sollte es ein eigenes "es war einmal das leben" geben....
ein bisschen gruselig ist es schon, wenn man die kapseln die man schluckt aus einem bleibehälter bekommt und rundherum alles dauernd in einen "achtung-radioaktiv-müllcontainer" geschmissen wird, oder man die injektionen die einem gespritzt werden aus high-tech-bleiröhrchen kommen und der arzt danach die automatische abschirm-bleitür hinter sich schließt. dann liegt man da und wartet was passiert. leuchte ich schon wo? fallen die haare schon aus? entwickelt sich irgendwo ein super-muskel oder eine dritte hand? und dabei neugier statt angst haben, so sieht also meine reaktionswelt gerade aus. es ist schön immer wieder überrascht zu werden, danke liebe psyche, danke lieber körper, ich kenne mich mal wieder überhaupt nicht aus und komme aus dem staunen nicht heraus, aber wenn das so ist, sage ich schnell "danke es darf gern auch mal positiv sein" und geh ich dann mal freudig aufgeregt sein! hä??